Meine Verwandtschaftsbezifferung

Jeder, der einmal angefangen hat, nach den Ahnen, oder gar in den Seitenlinien der Ahnen zu forschen, wird irgendwann vor folgendem Problem stehen: Die Ahnen und deren Geschwister, Cousins, Schwäger, etc. werden immer mehr. Gleiche und ähnliche Namen erschweren die Arbeit ungemein und die Verwandtschaftsbezeichnungen sind auch nicht eindeutig genug. Es gibt nun mal keine individuellen Verwandtschaftsbezeichnungen für jedes einzelne Mitglied einer Familientafel oder Ahnentafel. Für eine eineindeutige Bezeichnung kommt man nicht um eine Bezifferung drumherum.

 

In der Geschichte der Bezifferung der Ahnen oder Familienmitglieder einer Familientafel gab und gibt es bis heute unterschiedliche Systeme. Alle Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Hier möchte ich "mein" System vorstellen. Nun ja, eigentlich ist "mein" System nicht meine Erfindung, sondern eine Abwandlung der Verwandtschaftsbezifferung nach Doris Reuter.

Mein Bezifferungssystem der Verwandten kann im oberen Bild gesehen werden. Nachfolgend werde ich es erklären.

 

Eine Verwandtschaftsziffer besteht aus drei Teilen: Eine Generationsziffer gefolgt von einem Bindestrich und einer weiteren Ziffer.

Generationsziffer

Der erste Teil dieser Verwandtschaftsziffer bildet die Generationsziffer. Der Proband (hier mit einem gelben Stern gekennzeichnet) erhält die Generationsziffer "0". Alle weiteren Familienangehörigen auf der gleichen Generationsebene wie der Proband erhalten auch die Generationsziffer 0. Das wären neben dem Probanden bspw. die Ehepartner des Probanden, seine Geschwister und Cousins und Cousinen, seine Schwäger(innen) und Schwippschwäger(innen). Diese Ziffer wurde von mir auch als Probandengenerationsziffer bezeichnet.

 

Die erste Vorfahrengeneration wird mit der römischen Zahl "I" bezeichnet. Die Verwandten auf der gleichen Generationsebene erhalten auch die Vorfahrengerenationsziffer I. Die Familienangehörigen der zweiten Vorfahrengenerationsebene erhalten "II" usw.

 

Die erste Nachfahrengeneration wird mit "-I" bezeichnet. Die Verwandten auf der gleichen Generationsebene erhalten ebenfalls die Nachfahrengenerationsziffer 

"-I". Die Familienangehörigen der zweiten Nachfahrengenerationsebene erhalten "-II" usw.

 

Nach der Generationsziffer folgt ein Bindestrich. Nach dem Bindestrich folgt die restliche Ziffer, die für jedes Mitglied einer Familientafel verschieden ist.

Ahnenziffer Kekule

Der Proband und alle Ahnen des Probanden erhalten als restliche Ziffer eine Kekule-Nummer.

 

Der Proband erhält immer die Nummer 1. Der Vater erhält immer die doppelte Nummer des Kindes und die Mutter erhält immer die doppelte Nummer des Kindes plus eins. Der Vater des Probanden erhält also die Nummer 2 (= 2*1) und die Mutter erhält die Nummer 3 (= 2*1+1). Der Großvater väterlicherseits erhält dann die Nummer 4 (=2*2). Und die Großmutter mütterlicherseits erhält dann die Nummer 7 (=2*3+1).

 

Da der Proband auf der 


Die Bezifferung der Ahnen nach dem System von Stephan Kekulé von Stradonitz und wurde durch sein Werk "Ahnentafel-Atlas. Ahnentafeln zu 32 Ahnen der Regenten Europas und ihrer Gemahlinnen", welches im Verlag J. A. Stargardt in Berlin in den Jahren 1898–1904 erschienen ist, weltweit bekannt. Dieses System der Bezifferung der Ahnen ist auch unter den Namen Kekule-Nummerierung und Sosa-Stradonitz-Methode bekannt. Vorläufer seines Systems war die Ahnenbezifferung nach Jerónimo de Sosa, der diese in seinem Werk "Noticia de la gran casa de los marqueses de Villafranca" 1676 veröffentlicht hatte. Er scheint sich auf das Ahenbezifferungssystem von Michael von Aitzing zu stützen, der im Jahr 1591 in seinem Werk "Thesaurus Principum Hac Aetate In Europa Viventium" diese Ahnenbezifferung verwendete. 


Generationsebene 0 ist, sieht seine Verwandtschaftsziffer dann so aus: 0-1. Der Vater des Probanden ist sein Vorfahr und in der Vorfahrengenerationsebene I. Seine Verwandtschaftsziffer sieht dann so aus: I-2.  Genauso wird dann auch bei allen anderen Ahnen die Generationsziffer vor der Ahnenziffer rangehängt.

Angeheiratete Partner

Die angeheirateten Partner erhalten, wenn sie nicht der Ahnenlinie angehören, die Verwandschaftsziffer ihres Ehepartners, gefolgt von einem P und einer Nummer. Hat ein Familienangehöriger einen Partner gehabt, dann erhält dieser also die Verwandschaftsziffer des Ehepartners, gefolgt von einem P1. Hatte jemand mehrere Partner, dann erhalten diese P1, P2, P3, usw.

So erhält der erste Partner des Probanden die Verwandtschaftsziffer des Probanden und ein P1. Im oberen Beispiel hatte der Vater des Probanden zwei Ehen geschlossen. Die eine Ehe mit der Mutter des Probanden folgt der Kekule-Nummerierung. Die andere Ehefrau erhält die Verwandtschaftsziffer des Vaters des Probanden gefolgt von einem P1. Weitere Beispiele sind im oberen Bild gelb eingekreist.

Geschwister und deren Kinder, sowie Kinder des Probanden

Die Geschwister wollen in einer Familientafel auch erfasst und beziffert werden. Die geschieht folgendermaßen: Die Geschwister des Probanden erhalten die Verwandtschaftsziffer des Probanden, gefolgt von einem Kleinbuchstabenpaar des Alphabets, beginnend mit "aa". Ein weiterer Geschwister erhielte dann "ab". Ein weiterer Geschwister "ac" usw. Sollte der Proband - wie im oberen Beispiel - Halbgeschwister haben, dann erhalten die Kinder von I-2 und I-2P1 die folgenden Verwandtschaftsziffern: 0-2ba für das älteste Kind von I-2 und I-2P1; 0-2bb für das zweitälteste Kind dieses Paare, 0-2bc für deren drittälteste Kind, usw.

 

Das gleiche Prinzip gilt auch für die Geschwister eines Ahnen des Probanden. So erhält das erste Geschwister der Mutter des Probanden die Verwandtschaftsziffer der Mutter, gefolgt von einem "aa". Das zweite Geschwister des Vaters des Probanden erhielte dann die Verwandtschaftsziffer der Mutter, gefolgt von einem „ab“ usw.

 

Die Kinder von den Geschwistern der Ahnen des Probanden und die Kinder der Geschwister des Probanden erhalten auch eine Verwandtschaftsziffer. Dies geschieht wie folgt: Sie erhalten die Verwandtschaftsziffer desjenigen Elternteils, welcher mit dem Probanden näher verwandt ist. Jedoch wird die Generationsziffer dieses Kindes eine Ebene nach unten gesetzt. Und es folgt am Ende ein ".11" für das erste Kind, ein ".12" für das zweite Kind usw. Sollte ein Geschwister eines Ahnen oder des Probanden mehr als 9 Kinder haben, gilt folgendes: das neunte Kind erhält ein ".19", das zehnte Kind erhält ein ".110", das elfte Kind ein „"111", das zwölfte Kind ein ".112" usw.

 

Angenommen, der Proband wäre zweimal verheiratet gewesen und in der ersten Ehe hätte er 12 Kinder und in der zweiten Ehe 2 Kinder gezeugt, dann würden die Kinder der ersten Ehe folgende Bezifferungen erhalten: -I-1.11, -I-1.12, -I-1.13, -I-1.14, -I-1.15, -I-1.16, -I-1.17, -I-1.18, -I-1.19, -I-1.110, -I-1.111, -I-1.112. Die Kinder aus der zweiten Ehe erhielten dann die Bezifferungen: -I-1.21, -I-1.22.

 

Ein weiteres Beispiel: Die Tante des Probanden im obigen Beispiel ist die Schwester der Mutter des Probanden und erhält daher die Verwandtschaftsziffer „I-3aa“. Ihr Kind erhält fast die gleiche Verwandtschaftsziffer. Statt der Generationsziffer „I“ erhält es die nächste untere Generationsziffer. In diesem Fall wäre das die Generationsziffer „0“. Am Ende der nun entstandenen Verwandtschaftsziffer „0-3aa“ wird noch ein Punkt, gefolgt von einer 11 für das erste Kind, angehängt. So erhält der Cousin oder die Cousine (in diesem Fall ist es die Cousine) die Verwandtschaftsziffer „0-3aa.11“.

 

Das gleiche Prinzip wird auch bei den Kindern der Nachfahrengenerationen angewendet. Die Kinder des Probanden erhalten die Verwandtschaftsziffer des Probanden, wobei die Generationsziffer "0" eine Generationsebene nach unten gesetzt wird (also "-I-1") und am Ende für das erste Kind ".11", für das zweite Kind ".12" usw. angehängt wird. Das gleiche Prinzip gilt auch für die Enkel und weiteren Kindeskindern des Probanden.

 

Bspw. erhielten die Kinder des Bruders des Probanden, also die Nichten und Neffen des Probanden, die Verwandtschaftsziffer desjenigen Elternteils, welcher mit dem Probanden näher verwandt ist, also der Bruder des Probanden, wobei die Generationsziffer eine Generationsebene nach unten gesetzt wird, statt "0" also "-I", und am Ende ein ".11" für das erste Kind, ein ".12" für das zweite usw. angehängt wird. Das erstgeborene Kind des Bruders des Probanden erhielte also die Verwandtschaftsziffer "-I-1aa.11", das zweite Kind erhielte "-I-1aa.12" usw.

Schwägerschaften (indirekte Verwandte)

Die Bezifferung der indirekten Verwandten (= Schwägerschaften) ist an diesem Bild gut erkennbar. Für das älteste Vollgeschwister des Ehepartners des Probanden wird die Verwandtschaftsziffer "0-1P1aa" verwendet. Der Vater des Ehepartners des Probanden erhält die Verwandtschaftsziffer des Ehepartners des Probanden - wobei die Generationsziffer um eine Generation in die Vergangenheit angepasst wird -, gefolgt von einem "V", welches für Vater steht. Die Mutter erhielte dann analog ein "M". Der Schwiegervater erhielte dann die Ziffer "I-1P1V", die Schwiegermutter "I-1P1M". Analog würde der Großvater väterlicherseits des Ehepartners des Probanden die folgende Ziffer erhalten: II-1P1VV. Die Großmutter väterlicherseits des Ehepartners des Probanden erhielte dann analog "II-1P1VM", der Großvater mütterlicherseits die Ziffer "II-1P1MV" und analog die Großmutter mütterlicherseits "II-1P1MM". Das Geschwister des Schwiegervaters erhielte "I-1P1Vaa. Zusätzlich gelten auch für die Schwägerschaften in analoger Weise die oberen Regeln der Bezifferung.

Gesamtbeispiel

Weitere Bemerkungen zu meinem System

Vorteile:

  • alle Mitglieder der Familientafel haben eine eindeutige, individuelle Bezifferung
  • Verwandtschaftliche Beziehungen sind besser erkennbar
    • außereheliche Geschwister und Halbgeschwister können kenntlich gemacht werden

 

Nachteile:

  • Die Reihenfolge vom erstgeborenen bis letztgeborenen Geschwister setzt eine lückenlose Genealogie im Bereich der Geschwister vorraus. Nachträgliche Korrekturen gestalten sich als schwierig.
  • mehrere Elternpaare sind nicht unterscheidbar

 

Daraus resultierende weitere Regeln der Verwandtschaftbezifferung:

  • Die Reihenfolge der Geschwister vom Erstgeborenen bis zum Letztgeborenen wird nicht beibehalten. Nachträgliche Bearbeitung wird dadurch erspart.
  • falls bei einer Person sowohl leibliche als auch Adoptiv-Eltern vorhanden sind und bei kenntlich gemacht werden sollen, so können die Adoptiv-Eltern nach dem Bindestrich ein großgeschriebenes "A" und danach der restliche Bestandteil der Verwandtschaftsbezifferung folgen. Auch alle mit den Adoptiv-Eltern in direkter und indirekter Verwandtschaft Stehende erhalten dann ein großgeschriebenes "A" zwischen Bindestrich und Rest der Verwandtschaftsbezifferung.
  • Ehepartner und Lebenspartnerschaftspartner erhalten, wie oben beschrieben, ein großgeschriebenes "P", gefolgt von einer Zahl. eheähnliche Beziehungen erhalten ein kleingeschriebenes "p", gefolgt von einer Zahl 

Quellen

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Kommentare: 2
  • #1

    Luca (Mittwoch, 09 November 2022 20:38)

    Hallo,
    mit welchem Programm wurden die Diagramme oben erstellt?
    Ich suche nach so einem.
    Danke!

  • #2

    Ronny Paeplow (Dienstag, 14 Februar 2023 17:11)

    Der Name des Programms ist yED.

    LG :)